Zeitgenössischer Schmuck

Wir haben die Schmuckmacherin Steffi Morawetz dazu gefragt:

Was bedeutet für dich Zeitgenössischer Schmuck?

Zeitgenössischer Schmuck bietet die einzigartige Möglichkeit, alle Kunstrichtungen zu vereinen. Jegliche Technik kann angewandt werden: ob Skulptur, Malerei als Emaille, Textilkunst oder Performance – alles ist realisierbar und repräsentiert somit die Zukunft der modernen Kunst. Ich bin überzeugt, dass der nächste Schritt in dieser Entwicklung darin besteht, dass nicht mehr die angewandte Handwerkskunst im Vordergrund steht, sondern die Botschaft, die vermittelt wird. Ein Blick auf die Geschichte zeigt diese Evolution. Die ersten Kunstströmungen waren rein handwerksorientiert. Später, mit dem Impressionismus, entwickelten sich Stilrichtungen, bei denen die angewandte Technik im Fokus stand. Der nächste logische Schritt ist, dass die Idee bzw. der Inhalt in den Mittelpunkt rückt.

Zeitgenössischer Schmuck lebt dies bereits vor. In thematischen Ausstellungen finden sich Werke aus Metall, Textil, Keramik und vielen anderen Materialien. Ich sehe dieses integrative Konzept als die Zukunft.

 

Was möchtest du mit deinem Schmuck bewirken oder aussagen?

Mit meiner Arbeit möchte ich Menschen zum Nachdenken anregen und sie dazu ermutigen, ihre aktuellen Wertvorstellungen zu überdenken. Dabei erforsche ich die Definition von Luxus und betrachte ihn nicht nur als eine Frage von Seltenheit und Materialität, sondern als ein konstruiertes Konzept, das von den Überzeugungen und Normen einer Gesellschaft geformt wird. Durch meine Werke möchte ich die Beziehung zwischen Luxusgütern und ihren Bewertungssystemen untersuchen und aufzeigen, wie sich unsere Vorstellung von Luxus im Laufe der Zeit verändert hat und weiterhin verändern kann. Meine Stücke sollen die aktuellen Wertvorstellungen hinterfragen und neue Visionen für einen zukünftigen Luxus entwickeln.

Seit Menschengedenken gelten Materialien wie Diamanten, Gold und Perlen als Inbegriff von Luxus. Ihre schwierige Beschaffung und ihre Nichtessenzialität für das Überleben machen sie zu kostbaren Gütern. Doch unsere Welt und Gesellschaft befinden sich im Wandel, beeinflusst von Faktoren wie globaler Erwärmung, Verschmutzung, Globalisierung und verschwenderischen Umgang mit Ressourcen. Luxus, Werte und Kostbarkeiten werden sich verändern, da sich unsere Regeln neu gestalten. In meinen Werken erschaffe ich Konzepte des zukünftigen Luxus, um unsere aktuellen Werte kritisch zu hinterfragen und neue Perspektiven zu eröffnen.

 

Mit welchen Materialien arbeitest du und warum?

Am liebsten stelle ich meine Materialien selbst her. Dadurch kann ich nicht nur die Grenzen des Schmucks erforschen, sondern auch neue Materialien schaffen, die zukünftige Wertverschiebungen reflektieren. Diese Materialien, wie zum Beispiel mein Plastone, existieren noch nicht, könnten aber in der Zukunft Realität werden. Mein Plastone spiegelt eine mögliche Reaktion der Natur auf Umweltverschmutzung wider und zeigt, wie sich Materialien und Werte in einer sich verändernden Welt entwickeln könnten.